Projektbesuch bei der Mädchenschule im Bagrot Tal
im Mai 2017

In diesem Jahr war es eine Reise zu dritt. Mit von der Partie war meine 21jährige Patentochter, die ihren ersten Uniabschluss in der Tasche hat und neugierig war, Bagrot und unsere Freund*innen dort kennenzulernen. Sie tat dies mit einem frischen Blick und viel Gelassenheit.

Unsere junge Mitreisende war Mittelpunkt des Interesses der jungen Mädchen und Frauen. Viele taten sich allerdings schwer, ihre Englischkenntnisse aus der Schule einmal anzuwenden. Auch die Idee, mit den Collegestudentinnen ins Gespräch zu kommen und auf diese ungezwungene Weise die schulischen Englischkenntnisse anzuwenden, ließ sich kaum umsetzen. Obwohl wir dies vorab angekündigt hatten. Dafür braucht es anscheinend länger als uns tatsächlich Zeit blieb.

Mädchenschule

Die Mädchenschule (1. – 10. Schuljahr) hat zurzeit 208 Schülerinnen und 15 staatliche Lehrkräfte. Darunter ist eine einzige Fachlehrerin, die höhere Klassen in den naturwissenschaftlichen Fächern unterrichten kann. Deshalb finanzieren wir seit Juni 2016 aus Spendengeldern zwei zusätzliche Fachlehrer. Diese Unterstützung wird vorläufig bis zum Ende des laufenden Schuljahres im April 2018 weitergeführt. Mit dem bestehenden Lehrkörper haben die Schülerinnen wenig Chancen, in den zentralen Abschlussexamen gute Noten zu erzielen.
Unser Koordinator vor Ort, Herr Ahmad Ali, hat sich bereits bei der Schulverwaltung über die negativen Auswirkungen dieses Stellenplans beschwert, in verschiedenen Gesprächen mit Verantwortlichen die Folgen aufgezeigt und alternative Vorschläge für den Einsatz der Lehrkräfte an den Schulen Bagrots gemacht.

Collegeklassen

In den fünf aus Spenden finanzierten Collegeklassen (11. - 14. Jahr) studieren 66 junge Frauen. Einige sind bereits verheiratet. Die im vergangenen Herbst erstmals eingeführte Collegeklasse mit naturwissenschaftlicher Ausrichtung hat bisher acht Studentinnen, von denen zwei aufgrund ihrer Heirat im April nicht mehr zum Unterricht gekommen sind.
Dies kann sich nach den ersten Ehemonaten wieder ändern, wenn die lokal üblichen, umfangreichen Verwandtenbesuche absolviert sind und die Rollen der Frauen im Schwiegerhaushalt neu verteilt, so unsere Erfahrung mit jung-vermählten Frauen.

Aussichten für die Mädchenschule und die Collegeklassen

In Bagrot ist die Zahl der Schülerinnen aufgrund der geringeren Kinderzahl in den jungen Familien bereits seit einigen Jahren gesunken. Gleichzeitig gibt es heute in jedem Dorf eine staatliche Grundschule (1.-5. Schuljahr) und in zwei größeren Dörfern des Tals auch eine Mittelschule (6.-8. Schuljahr). Die einzige High School für Mädchen ist die über viele Jahre aus Spenden aufgebaute im Dorf Datuchi, die nun in staatlicher Hand ist. Auch für Jungen gibt es nur eine staatliche High School im gesamten Tal. Sie liegt ebenfalls beim Dorf Datuchi, in der Mitte des Tals.

Im April hat der Bildungsminister der Provinz dem Antrag auf Höherstufung der Girls High School zur "Higher Secondary School for Girls" zugestimmt. Das bedeutet die Einführung eines 11. und 12. Schuljahres aus staatlichen Mitteln. Die offizielle Bekanntgabe soll nach dem Ende der Fastenzeit und vor den Sommerferien im Juli erfolgen. Mit der Zuweisung staatlicher Lehrkräfte für die Klas-sen 11 und 12 können wir nicht vor 2018/2019 rechnen. Dies entspricht den üblichen Verwal­tungswegen des Landes.

Auch wurde ein Antrag auf Einrichtung eines staatlichen Girls College in Bagrot bei der Bildungs-behörde gestellt. Diesem Antrag wurde im Mai formal stattgegeben. Damit wird ein mehrjähriges Verwaltungshandeln initiiert: Auswahl des Geländes, Bauantrag, Bau, Antrag auf Einstellung von Lehrkräften, Auswahlverfahren für die einzustellenden Lehrkräfte usw.. Bis zum Start des Lehrbetriebs eines staatlichen College gehen leicht fünf Jahre ins Land.

Die ersten Schritte zu einer vollständigen Verstaatlichung des bislang aus Spenden finanzierten Unterrichtsangebots sind damit getan. Abstriche in der Qualität des Unterrichts und bei den Exa-mensergebnissen können die Folge sein, so unsere Erfahrung. Die Einflussmöglichkeiten auf die Auswahl der zugewiesenen Lehrkräfte sind begrenzt.

Wir warten jetzt mit Spannung auf die nächsten Schritte der Bildungsbehörde.
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Monika Schneid

im Juli 2017

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