Bericht aus Bagrot von Monika Schneid

Besuch im Mai 2010

In diesem Jahr habe ich meinen Urlaub im Bagrot Tal verbracht und die Mädchenschule häufig und gerne besucht. Die Schülerinnen machen gute Fortschritte und schneiden bei den Jahresexamen im Vergleich mit den Jungen sehr gut ab. Sie äußerten sich in den privaten Gesprächen mit mir sehr zufrieden über das Lernklima an der Schule und die Möglichkeit, dort in Ruhe lernen zu können. In diesem Jahr war der Wechsel bei den privaten Lehrkräften relativ gering. Ein Faktor, der die Qualität des Unterrichts stark beeinflusst.

Die Schule wird sehr gut und von ruhiger Hand geführt. Dies verdanken wir dem einheimischen Koordinator. Er ist stellvertretender Schulleiter der Government Boys High School in Bagrot.

Tausend Dank und herzliche Grüße an alle Freundinnen und Freunde der Mädchenschule

Alle Schülerinnen der Monika Girls High School lassen die UnterstützerInnen in Deutschland und Holland ganz herzlich grüßen. Die Mädchen und die Lehrkräfte waren überglücklich über das große Interesse an ihrer Ausbildung und sehr beeindruckt von dem vielfältigen Engagement für die ferne Schule. Das Foto der Klasse 7d der Ursulinenrealschule Köln wurde gleich stellvertretend für alle UnterstützerInnen im Schulbüro aufgehängt und einige Tage später um das Motto „Menschlichkeit ist keine Frage der räumlichen Nähe oder Distanz“ ergänzt. Die Schülerinnen bedauerten sehr, dass sie die „deutschen Schwestern“ nicht kennenlernen können. Die Ursulinenschülerinnen hatten über die Weihnachtsferien hinweg einen „Readathon“ veranstaltet und damit eine beeindruckende Spendensumme erlesen.

Die Schule in Zahlen

Die Monika Girls High School hat 362 Schülerinnen: 299 Mädchen besuchen die 1. bis 10. Klasse und 63 Studentinnen die 11. und 12. Klasse sowie die Vorbereitungsklasse für das „Certificate Teaching“. Die 10. Klasse hat 88 Schülerinnen! Sie wurde in zwei Klassen aufgeteilt. Die Schülerinnen und Studentinnen der höheren Klassen kommen aus allen Dörfern des Bagrot Tals.

In der Grundschule (Primary School) unterrichten sieben Lehrerinnen. Fünf werden von der Schulbehörde der Provinz finanziert und zwei neue Assistenzlehrerinnen werden aus Spenden finanziert. In der Middle und High School unterrichten acht Lehrkräfte - 6 männliche, 2 weibliche, die alle aus Spenden finanziert werden. Die College-Klassen, d.h. die 11. und 12. Klasse werden von drei Lehrern unterrichtet, die Vorbereitungsklasse für das sogenannte „Certificate Teaching“ von einem weiteren Lehrer. Auch sie werden aus Spenden finanziert. Die monatlichen Kosten für die Lehrkräfte betragen zurzeit insgesamt 800 €.

Studentinnen auf Reisen

Seit einigen Monaten werden die College-Studentinnen nachmittags in den Klassenräumen eines neuen Schulbaus unterrichtet. Das Gebäude ist zwar immer noch nicht vollständig bezugsfertig, es hat bauliche Mängel, die nur sehr zögerlich behoben werden. Doch drei kleinere Klassenräume sind jetzt nutzbar. Damit sind zurzeit ausreichend Klassenräume für alle Klassen vorhanden.

Im Juni finden über einen Zeitraum von 14 Tagen die Jahresexamen der 11. und 12. Klasse statt. Diese Prüfungen müssen die Studentinnen aus Bagrot an einem staatlichen College absolvieren, damit sie anerkannt werden. Viele haben Verwandte in einem größeren Ort in der Nähe des Bagrot Tals, an dem es auch ein staatliches College gibt. Bei ihnen herrscht gerade reges Besuchstreiben durch die Prüflinge. Am Telefon berichteten mir die Verwandten fröhlich und stolz darüber und dankten allen UnterstützerInnen für die neuen Möglichkeiten, die sich den jungen Frauen durch unsere Initiative bieten. Die jungen Frauen sind so selbstverständlich unterwegs, das wäre noch vor einigen Jahren unvorstellbar gewesen.

Schulgebühren

In der Monika Girls High School und in den College-Klassen werden auch weiterhin keine Schulgebühren erhoben. Alle Mädchen in Bagrot sollen die Möglichkeit haben, die Schule zu besuchen. Die Eltern kommen für Schulkleidung und Bücher auf. Darüber hinaus verzichten sie teilweise auf die Arbeitskraft im Haushalt und in der Landwirtschaft, um den Schulbesuch der Töchter zu ermöglichen.

Neue Fördermaßnahmen

Während der Schulferien im Juli/August und im Januar werden ab diesem Jahr Sommer- und Wintercamps organisiert, speziell für die Schülerinnen der 9. und 10. Klasse. Hier soll Förderunterricht in den naturwissenschaftlichen Fächern angeboten werden. Sehr gute Kenntnisse in den naturwissenschaftlichen Fächern sind auch in Pakistan gefragt und ermöglichen den Mädchen Zugang zu einem breiten Spektrum von Ausbildungsgängen. Auch für Englisch wäre Förderunterricht dringend notwendig. Doch mangelt es an qualifizierten Lehrkräften in Bagrot. Vielleicht finden sich irgendwann Freiwillige aus Deutschland, die diese wichtige Aufgabe für einige Wochen oder Monate übernehmen. Unterkunft und Verpflegung werden gerne bereitgestellt.

Vollständige staatliche Anerkennung in Aussicht gestellt

Die Monika Girls High School ist seit fünf Jahren staatlich anerkannt, jedoch hat die zuständige Schulbehörde bisher nur Personalstellen für den Grundschulbereich geschaffen. Während meines Besuchs im Mai haben wir gemeinsam mit Honoratioren aus Bagrot ein Gespräch mit dem für den Bezirk zuständigen Abgeordneten im Provinzparlament, Herrn Aftab Haider geführt und um seine Unterstützung bei der Einrichtung der notwendigen Personalstellen gebeten. Eine weitere Bitte war die Erweiterung der Schule zur Higher Secondary School. Das würde die 11. und 12. Klasse einschließen, die wir bereits seit fünf Jahren aus Spenden finanziert anbieten. Aftab Haider sagte zu, sich um beide Angelegenheiten zu kümmern. Er bat darum, die Personalkosten noch zwei Jahre zu tragen. Bis dahin hoffe er auf eine positive Entscheidung. Die Erweiterung zur Higher Secondary School versprach er in weiteren zwei Jahren. Wir werden den Abgeordneten beim Wort nehmen und jährlich an sein Versprechen erinnern.

Stipendien für herausragende Schülerinnen

Auch in diesem Jahr habe ich wieder vier Stipendien für herausragende Schülerinnen der 3. und 4. Klasse aus wirtschaftlich armen Familien übernommen. Das beste Testergebnis zeigten drei Schülerinnen aus dem Dorf Datuchi und eine Schülerin aus dem Dorf Bulchi. Sie besuchen nun die private BASE Public School, eine junge Initiative der lokalen Selbsthilfeorganisation BASE (Bagrot Association for Social Enhancement) zur gemeinsamen Ausbildung von Jungen und Mädchen. Bereits in den vergangenen drei Jahren habe ich in jedem Jahr vier Stipendien vergeben. Diese Schülerinnen gehen inzwischen in die 4. bis 7. Klasse. Sie stammen aus allen Dörfern des Tals. Während meiner Besuche in den verschiedenen Dörfern Bagrots wurde ich von Müttern immer wieder auf die Möglichkeit eines Stipendiums für die Töchter angesprochen.

Kölner Jacken im Karakorum

Marathon-begeisterte Freunde aus Köln haben im vergangenen Jahr einige Regenjacken des Ford-Marathon Helferteams nach Bagrot mitgegeben. Aufgrund des ungewöhnlich regnerischen und kühlen Wetters trafen wir während unseres Aufenthalts in Bagrot täglich Lehrer und Lehrerinnen in kölschen Jacken. Sollten wir mit diesen praktischen Mitbringseln das schlechte Wetter herbeigerufen haben? Auf jeden Fall kamen bei uns jeden Tag Heimatgefühle auf, und die JackenträgerInnen waren heilfroh und dankbar für die trockene Kluft.

Monika Schneid

im Juni 2010

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Fotos aus Bagrot:

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Kindergartenkinder. Gemeinsames Schulgebet. Grundschülerinnen beim Unterricht im Freien. vor Uunterrichtsbeginn mit Lehrer Niat Shah an der BASE school vor dem Unterricht. vor Unterrichtsbeginn... Blick vom Schuldach. Der Schulneubau für die College Klassen Die fünfte Klasse. Die 8. Klasse der Highschool Lehrerkonferenz BASE Stipendiatinnen Der Stundenplan der Klassen 6 bis 10 Das Schulbüro Kiosk an der Mädchenschule Lehrerin Sobna (Mitte) und Zehntklässlerinnen

 

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