Projekt: Schulbildung für Afar-Nomadenkinder

Jahresende: es ist die angenehmste Jahreszeit, um in die Danakilwüste in Äthiopien zu reisen. Die Afar-Nomaden bewohnen eine der heißesten Regionen der Erde. Erträgliche Temperaturen heißt hier: 35 bis 40 Grad. Das vulkanische Gebiet liegt im Osten Äthiopiens an der Grenze zu Eritrea.
Mein Ziel ist es, mit unserer Projektpartnerin dort, Valerie Browning, Schulen zu besuchen, die das Forum Kinder in Not finanziert. Valerie hat den Besuch vorbereitet: einen alten Toyota Landcruiser organisiert, Lebensmittel und Wasser eingepackt und einen erfahrenen Fahrer gefunden. Der Koordinator, der die Schulen im Projektgebiet Kori regelmäßig besucht und sich bestens auskennt, ist ebenfalls dabei.

Steinige Wege führen zu den Projekt-Schulen

Wir starten gleich nach Sonnenaufgang und einem kurzen Frühstück. Schon bald müssen wir die angenehme Straße verlassen und bewegen uns von da an nur noch auf der Piste vorwärts. Auf Geröll, Steinen oder auch mal Sand kommen wir nur sehr langsam voran. Wir sehen Strauße, Antilopen, Geier und hin und wieder Nomaden, die mit kleinen Herden unterwegs sind zu Weideflächen oder Wasserstellen. Die Landschaft ist trist, braun und dürr soweit das Auge reicht. Solche endlosen Weiten mit verdorrter Vegetation habe ich bei meinen letzten Reisen dorthin nicht gesehen. Die Dürre greift immer mehr um sich, weil der Regen auch in diesem Jahr wieder in vielen Teilen des Landes ausgeblieben ist - Klimawandel.

Die angelegten Wasserbecken sind für Mensch und Tier unentbehrlich

Schließlich erreichen wir ein künstlich angelegtes Wasserbecken und treffen dort zahlreiche Menschen. Frauen haben sich von bis zu 20 Kilometern entfernten Dörfern auf den Weg gemacht, um Wasser für ihre Familien zu holen. Manche von ihnen haben Esel, auf denen sie die Wasserbehälter aus Ziegenhaut transportieren, andere tragen die Last (10-15 kg) auf ihrem Rücken. Männer kommen mit ihrem Vieh, um es zu tränken. Das Wasserbecken ist für alle. Die Frauen schöpfen dort Wasser, wo auch Tiere trinken - das Risiko Krankheiten zu übertragen ist somit groß. Es werden Neuigkeiten ausgetauscht. Eine ältere Frau kennt Valerie und begrüßt sie besonders herzlich. Dann geht es weiter. Vor Anbruch der Dunkelheit wollen wir noch ein Dorf erreichen, in dem eine der 17 geförderten Schulen ist.

Im Nomadendorf sind wir herzlich willkommen

Als wir in der Siedlung ankommen, breitet man uns eine Matte unter einem dürren Baum aus. Ein bisschen Schatten. Dann wird von den Männern Kaffee zubereitet. Das beginnt mit dem Rösten der Kaffeebohnen, die anschließend im Mörser zerstampft und schließlich in einem alten Kessel mit Wasser aufgekocht werden. Wir sprechen über die Probleme, die die Dorfbewohner haben, das Viehsterben, Krankheiten und über die Schule. Junge Männer gesellen sich zu uns und freuen sich über das Brot, das wir mitgebracht haben und anbieten. Es wird schon dunkel, als der Koordinator mit einer Schüssel voller Fleisch kommt und es zum Garen auf die heißen Steine im Feuer legt.

Unser Besuch ist Anlass für die Nomaden eine Ziege zu schlachten und uns zu bewirten. Dankbar nehmen wir ein bisschen Fleisch, freuen uns aber am meisten, dass die Dorfbewohner wegen unseres Besuchs einmal wieder die Gelegenheit haben, etwas Fleisch zu essen. Das steht sonst nur selten auf dem Speiseplan. Ich baue das kleine Zelt auf und wir legen uns schlafen. Es ist eine sternenklare Neumondnacht und es herrscht absolute Stille. Kein Auto, kein Flugzeug, kein Hund - einfach Stille.

Grundschulunterricht bei den Nomaden

Am nächsten Morgen gehen wir zur Schule. Eine Menge Kinder jeden Alters sitzen bereits dort und lösen die Rechenaufgaben, die der Lehrer ihnen gegeben hat. Sie haben Hefte und einen Stift, also die Minimalausstattung. Manche Schülerinnen und Schüler zeigen uns begeistert, was sie in ihren Heften stehen haben oder lesen mir etwas daraus vor. An der Schule werden drei Klassenstufen unterrichtet. Die Kinder können lesen und schreiben. Gerade üben sie das Einmaleins und als ich in die Hefte schaue, sehe ich lauter korrekte Lösungen. 28 Schulkinder sind anwesend. Der Lehrer, Ali Hamed, unterrichtet in der Siedlung bereits seit acht Jahren. Jedes Jahr bekommt er eine Fortbildung und ist somit auf dem aktuellen Stand. Die Ausstattung ist dürftig: eine Tafel unter einem Baum, Kreide, ein paar Bücher. Aber der Erfolg hat sich längst eingestellt. Einige seiner Schüler sind inzwischen in dem Internat in der Kleinstadt Logya und besuchen die weiterführende staatliche Schule.

Weiterführende Bildung im Internat

Auch wenn sie ihre Familien deshalb nur selten sehen, sind die Internatsschüler und -schülerinnen stolz, dass sie es geschafft haben und die Aussicht haben, einen Beruf zu erlernen, der ihnen ihre zukünftige Existenz einmal sichern wird. Weil die Nomaden mit Dürre und Viehsterben zu kämpfen haben, brauchen sie alternative Erwerbsmöglichkeiten, um ihren Lebensunterhalt zu erwerben. Dafür ist Schulbildung wichtig und geradezu unentbehrlich. Das wissen vor allem die älteren Männer im Dorf, die dafür gesorgt haben, dass Valerie bei ihnen eine Schule eingerichtet hat und die zugestimmt haben, dass die besonders begabten Kinder in der Stadt weiter auf die Schule gehen können.

Hilfe zur Selbsthilfe

Die Afar, die wir besucht haben, waren extrem dankbar für unsere Unterstützung und ich war froh zu sehen, dass wir mit unseren Spenden so viel bewirken in dieser bitterarmen Gegend. Dort, wo die Menschen heute noch fast so leben, wie zu Zeiten Abrahams, aber nicht mehr lange so werden weiterleben können. Der Wandel hat in den vergangenen Jahren begonnen und unser Beitrag ist es, den Menschen die Grundlagen dafür zu geben, sich selbst zu helfen, um in ihrer Heimat bleiben und überleben zu können.

Ich danke allen, die das Forum Kinder in Not unterstützen und somit auch diese Arbeit fördern!

Mit meinen besten Wünschen für frohe Weihnachtstage und ein zufriedenes Neues Jahr grüße ich Sie herzlich
Ramona Gresch
im Dezember2015

Top

Afar Fotos:

Klicken Sie für eine große Ansicht auf die Fotos.

Afar Besuch 2015 künstlich angelegte Wasserbecken Wassertransport mit den Eseln Frau bereitet in der Huette den Brotteig zu Kaffeeröstung auf offenem Feuer Schulunterricht im Schatten aufmerksame Schülerinnen altergemischte Schulklasse in Kori xxx Internatsschülerinnen in Logya berichten was sie lernen

 

Das Projekt:

»Afar - Äthiopien

 

Weitere Berichte:

»Zum Bericht von 2013

»Zum Bericht von 2011

»Zum Bericht von 2009