Kurzbericht vom Besuch in Puno (April 2009)

Unsere Südamerika-Reise führte uns nach Peru und dort auch in die kleine Stadt Puno am Titicacasee.

Huayna Pucara

Am Rande von Puno, an einem Berghang gelegen, befindet sich der Stadtteil Huayna Pucara. Benannt nach dem Stamm der Pucara, die in dieser Gegend Südperus von ca. 400 v. Chr. bis 200 n. Chr. lebten. Pucara bedeutet in der Indiosprache soviel wie Fortuna (span.: Schicksal, Glück); Huayna bedeutet Häuptling

Dieser Teil der Stadt war früher eine eigenständige Gemeinde, die sich nach und nach an die Stadt Puno angliederte. Doch noch immer ist dieses Viertel von der Regierung als extrem arm deklariert.

Gemeinsam mit Nelly Rochas, Krankenschwester aus Puno, besuchten wir das Projekt, das sie in Huayna Pucara betreut. Es gibt mehrere Entwicklungsansätze. Wir besuchten ein ehemaliges Gesundheitszentrum, das umgebaut wurde, und nun verschiedenen Dingen und Personen dient: Da es in Puno durchaus üblich ist, in einer öffentlichen Dusche zu duschen, werden hier zwei davon „vermietet“. Das bedeutet, Leute können gegen einen kleinen Betrag eine (warme) Dusche genießen, was in einem eigenen Haushalt eher selten ist. Die Hälfte der Einnahmen gehen an die Frauen, die die Duschen betreuen und instand halten, die andere Hälfte wird für die Instandhaltung verwendet. Da die Duschen mit Regenwasser und Sonnenkollektoren betrieben sind, entstehen praktisch keine weiteren Kosten.

Mütter aus dem Gemeindeteil treffen sich täglich, um Jogurt zu produzieren, der dann verkauft wird. Dieses Unternehmen läuft wohl relativ erfolgreich.

Des Weiteren gibt es auf dem Gelände noch einen Kindergarten, der von einer Freiwilligen aus Puno geführt wird. Sie bekommt dafür vom Staat etwa 250 Soles, was etwa 60 Euro entspricht. Das ist in Peru ein normaler Verdienst.

Außerdem gibt es oben in mehreren Räumen eine Hausaufgabenbetreuung für die Schulkinder. Diese wird von Freiwilligen (meist aus Europa, aber auch aus Puno selbst) betreut, die auch mit den Kindern spielen oder basteln. Es gibt dort auch Computer, der Umgang damit wird den Kindern ebenfalls nähergebracht.

Medizinische Versorgung

Ein Problem ist jedoch die medizinische Versorgung in den weiteren Dörfern, die von Nelly und ihrem Mann Mauricio unterstützt werden. Ein Dorf z. B. liegt auf fast 5000m Höhe und ist in der Regenzeit praktisch von der Außenwelt abgeschnitten, da es nur über einen Fluss zu erreichen ist. Dieser Fluss schwillt aber zwischen Januar und April so an, dass er nicht mit einem Auto passierbar ist.

Nelly erzählte uns von einem Kind, das eines Tages mit über 40 Grad Fieber zu ihr kam. Sie fuhr es mit dem Auto in die ansonsten fünf Stunden entfernte Gesundheitsstation, um schnelle Hilfe zu erwirken. Dort war der Arzt – eigentlich ein Priester, der sich jedoch oft um die Kranken kümmerte – gerade verreist und die Gesundheitsstation geschlossen. Nelly fragte in einem Laden nach etwas, das das Fieber senken konnte. Doch in dem Laden gab es nichts für diesen Fall und auch sonst keinen Tee oder ähnliches.

Dann fuhren sie in die Schule, da in öffentlichen Gebäuden üblicherweise ein kleiner Medikamentenschrank angebracht ist. Doch auch hier hatten sie keinen Erfolg. Völlig verzweifelt klopften sie schließlich an einem Haus an. Der Mann dort sagte, er habe etwas, das er nach langer Suche auch fand. Doch das Medikament war schon lange abgelaufen und bröckelig. Dennoch gelang es ihnen schließlich, eine Paracetamoltablette zu zerkleinern und dem kleinen Kind zu verabreichen.

So kann Fieber dort zur Lebensgefahr werden, weil keine Hilfe vor Ort ist. Daher ist die Unterstützung mit Medikamenten oder auch Geld sehr wichtig für die Menschen in Huayna Pucara und in den anderen Gemeinden.

Zu sehen, wie gerne die Kinder kommen und wie viel hoffnungsvoller die Frauen aufgrund ihrer Verdienste mit der Jogurtproduktion und den Duschen in die Zukunft blicken, erfüllt uns mit großer Freude und wir freuen uns, diese Arbeit von hier aus unterstützen zu können.

Helena Schaal, im April 2009

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Aufnahmen von Huayna Pucara:

Klicken Sie für eine große Ansicht auf die Fotos.

Huayna Pucara Bei der Hausaufgabenbetreuung. Wer fertig ist, darf basteln. Der Computerraum Die Ernährungstafel Die Küche. Hier wird auf Hygiene geachtet. Kinder im Schulzentrum Die Solarduschen Die Spielecke Huayna Pucara Die neue Solarküche im Bau

 

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